Allgemein 20.03.2020

Homeoffice-Kids oder wie die erste Woche E-Learning am LC verlief

 

Seit genau einer Woche sind die Schulgebäude in Deutschland nun aufgrund der Corona-Krise geschlossen. Am Leifheit-Campus begann am Montag um 8 Uhr das reine elektronische Lernen über die Lernplattform itslearning und den elektronischen Stundenplan webuntis.

Die Schulleitung und das gesamte Lehrerteam besprachen zu Wochenbeginn nochmals das dezidierte Vorgehen des Lernens und unser Schulleiter, Herr Ufer, informierte zeitnah über wichtige Umsetzungen der Lernabläufe. Der Unterricht startete zum bekannten Morgentermin 8 Uhr und die Lehrkräfte luden – im Rahmen der Serverkapazität von itslearning, die zur Mitte der Woche die Übertragungsgeschwindigkeiten nochmals optimierten – passend zum Stundenplan ihre entsprechenden Aufgaben auf die Lernplattform hoch.

Frau Skorjanec informierte mit täglichen News auf der Homepage, um auch hier einen optimalen Informationsfluss zu gewährleisten.

 

Julian in seinem Homeoffice in Bad Ems
Johanna in ihrem Homeoffice über den Dächern von Nassau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

An unserem Leifheit-Campus sind die Klassenstufen 5-7 noch nicht mit einem Pflicht-Laptop ausgestattet. Durch hervorragendes Organisieren und Zusammenhalt unter der Elternschaft – ein Vater stellte gar 5 Laptops den Lernern zur Verfügung, die keine anderen Lernmöglichkeiten zu Hause hatten – konnten im Verlauf der Woche auch in Absprache mit der Schulleitung ausgezeichnete Homeoffices der “LC-Kids” aufgebaut werden. Stellvertretend für die Orientierungsstufe sind bereits die beigefügten Bilder veröffentlicht.

 

Mia in ihrem Homeoffice in Singhofen
Lukas in seinem Homeoffice in Miehlen

Gerne veröffentlichen wir weitere Bildzusendungen der Orientierungsstufenlerner (Klassenstufe 5 und 6) zur nächsten Woche und bitten um Zusendungen an die Homepagebearbeiter katja.skorjanec@leifheit-campus.de oder thomas.klimaschka@leifheit-campus.de .

 

 

 

 

 

 

 

In der darauffolgenden Woche werden wir dann unsere LC-Teens aus der Mittelstufe (Klassenstufen 7 -9) nach entsprechenden Zusendungen veröffentlichen.

 

Zum Ende dieser ersten E-Learning-Woche erreichte uns eine dankenswerte Rückmeldung aus der Elternschaft, die eine humorvoll selbstironische Zwischenbilanz wiedergibt (herzlichen Dank für das authentische Feedback und die Erlaubnis der Veröffentlichung an dieser Stelle an die Verfasser):

 

“Zunächst ein Kurzprotokoll der Woche:

Montag, 16.03.20 um 6:05 Uhr

Ab 8:00 Uhr sollen ja die ersten Arbeitsaufträge für die Lerner vorliegen. Wir (das sind wir Eltern, die bedingt durch das Corona-Virus zum Homeoffice verpflichtet sind) melden uns natürlich schon um 6:05 Uhr an, man möchte natürlich gewappnet sein für den großen historischen Augenblick. Das Kind schläft noch.
Mit Erstaunen stellen wir fest, dass bereits am Sonntag erste Aufträge eingestellt wurden. Entsetzt schauen wir uns in die Augen. Sind wir etwa zu spät? Haben wir etwas verpasst? Schnell weckt ein Elternteil das Kind, das andere Elternteil kümmert sich um den Download. Gott sei Dank sind wir zuhause und können uns in dieser schwierigen Zeit 24 Stunden rund um die Uhr um die Schulbildung unseres Sprösslings kümmern. Da können wir bestimmt den Lehrern mal zeigen wie es richtig geht!
Ich nehme also all meinen Mut zusammen und klicke vorsichtig auf „Musik“ (da kann ja nicht viel passieren). Ich überfliege kurz den Text und stutze bei der Passage „…ist etwas mehr und kniffelig…“ Na ja, inhaltlich nachvollziehbar aber ein „Warm-up“ hört sich irgendwie anders an. Aber egal, Geschichte und Mathe stehen auch schon zum Download bereit – ja, keine Zeit verlieren.
Inzwischen sitzt das Kind im Leifheit-Campus-Shirt (wenn schon Schule, dann richtig) am Frühstückstisch mit seiner Müslischale, vor ihm der aufgeklappte Laptop und rechts und links erwartungsvolle Eltern, die schon nervös den Stift in der Hand halten.

10:17 Uhr

Durch Zufall sehe ich, dass die ersten Dokumente von anderen Lernern hochgeladen wurden. Oh mein Gott! Die anderen sind schon fertig. Kurzer Bluthochdruck, Panik. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und frage bei unserem Kind vorsichtig nach, wann ICH denn die ersten Ergebnisse hochladen kann (das Hochladen ist Chefsache, damit es vorher noch einmal ausführlich einer Qualitätskontrolle unterzogen werden kann).
Das Kind sitzt völlig entspannt vor meinen Ausdrucken und ist erst einmal dabei sich einen Überblick zu verschaffen. Wohlgemerkt „Überblick“, das ist weit entfernt von „Ergebnis hochladen“. Der Blutdruck steigt weiter, panisch nehme ich Kontakt mit meiner Frau auf und schildere ihr die aussichtslose Situation.

15:45 Uhr

Die Lage beruhigt sich etwas, nach einem kurzen Imbiss stellen wir fest, es kommen keine neuen Aufträge. Die Chatverläufe (die in Echtzeit überwacht werden) sind auch unter Kontrolle, wir können uns also wieder inhaltlichen Themen wie Sparta und Athen oder Dezimalzahlen widmen.

Dienstag, 17.03.2020 um 5:20 Uhr

Heute stehen wir früher auf. Jetzt wo wir wissen, dass auch Lehrer sonntags arbeiten, passiert uns das nicht mehr, dass wir zu spät sind. Wir ziehen Bilanz zu Tag eins und planen den Tag zwei und teilen unser Ergebnis unserem Kind um 7:10 Uhr am Frühstückstisch mit. Das Laptop ist bereits wieder hinter der Müslischale betriebsbereit aufgeklappt, Ausdrucke sortiert, Chatverlauf gecheckt. Scheint alles ruhig zu sein, keine Probleme, alles „easy“ und „gechillt“. Okay, hat bei uns ja auch eigentlich ganz gut geklappt. Na ja, wir haben etwa 14 Stunden vor dem PC gesessen und waren insgesamt zu dritt, aber das ist egal. Das sieht ja niemand – nur das Ergebnis zählt.
Der Dienstag verläuft soweit ruhig, die Zeit reicht sogar um in 20 Minuten ein Fertiggericht zu essen – natürlich nehmen wir das Essen zeitversetzt ein, denn einer muss sich ja um den Chatverlauf kümmern.

Mittwoch,18.03.2020 um 6:30 Uhr

Wir haben verschlafen, geht doch ganz schön an die Substanz so ein Schultag!

Ich nehme wieder all meinen Mut zusammen und schreibe einen ersten Kommentar, weil ich gefühlt zum x-ten Mal die Upload-Funktion suche und nicht finde. Ein Vergleich zu anderen Kursen hilft da wenig, denn da ist die Funktion da, wo ich sie vermute. Hoffentlich habe ich mich jetzt nicht blamiert und ich bin der einzige, der die Funktion nicht gefunden hat. Die Antwort kommt in Rekordgeschwindigkeit und führt mich präzise zum Ergebnis. Na das hat ja super geklappt, wenn ich auch etwas verwirrt bin über die Artenvielfalt von itslearning. Ich denke jeder Lehrer hat seine Art jetzt gefunden, wie er was zur Verfügung stellt und wohin ich welches Ergebnis stelle. Es lebe die Standardisierung oder anders formuliert: mittlerweile kenne ich mich richtig gut in itslearing aus.
Kurze Panik um 17:05 Uhr als der Drucker nur noch 8% Toner anzeigt. Aber auf Amazon und DHL ist selbst in Zeiten von Corona Verlass und die Ökobilanz ist heute mal nicht so wichtig, schließlich geht die Schule vor!

Donnerstag, 19.03.2020 um 5:35 Uhr

Wir ziehen ein weiteres mal Bilanz und versuchen hektisch die Ergebnisse von unserem Kind mit dem Rest der Klasse zu vergleichen. Hat unser Kind alles verstanden? Sind die anderen schneller, cleverer, besser was den Umgang mit den elektr. Medien angeht? Fragen über Fragen. Wir starten den Tag mit einem komischen Gefühl im Bauch. Der einzige, der bisher ruhig und konzentriert in der Woche gearbeitet hat, ja sogar noch lachen kann, ist unser Kind. Das können wir eigentlich nicht verstehen. Unter diesem enormen Druck, unter dem das Kind steht, sogar noch gute Laune zu haben, einfach unglaublich.
Ich klicke in itslearning eher lustlos auf „Sport“ und sehe, dass Hr. Gras ein Video vom Sprungwurf bereitgestellt hat. Mein Gott, der hat Nerven. Wir kämpfen hier ums nackte schulische Überleben und der verstopft die ohnehin dünne Leitung mit einem Sprungwurf-Video.
Obwohl, ein Basketballkorb steht im Hof, die Sonne scheint…nein, erst gar nicht das Kind auf die Idee bringen. Die ersten Fristen drohen zu reißen – auf geht’s!

Um 19:20 Uhr möchte die Kanzlerin mittels Fernsehansprache uns zur Corona-Krise etwas Wichtiges mitteilen. Leider findet die Ansprache bei uns keine Resonanz. Beide Elternteile liegen völlig fertig vor dem Fernseher und sind vorher eingeschlafen. Dann muss die Kanzlerin halt mittels Mediathek zu uns sprechen, falls es die Leitungskapazität neben itslearning zulässt. Na ja, ist ja auch nicht so wichtig, Schule geht vor.

Freitag, 20.03.2020 um 8:10 Uhr

Wir haben wieder verschlafen. Unser Kind sitzt bereits am Laptop, gut gelaunt, hat gefrühstückt und macht Mathe. Und das alles ohne unsere Unterstützung. Wir sind leicht verwirrt, unterdrücken aber das Gefühl.

14:00 Uhr

Der letzte Upload ist „in time“ abgeschickt. Eigentlich wäre ja heute bereits um 12:45 Uhr Schulschluss, aber egal…ein absolutes Glücksgefühl!

So, nach dem Protokoll der Woche nun unser Fazit:

Wie Sie lesen können, haben wir den Humor noch nicht verloren. Wenn auch die Gefühlsschwankungen von „kurz vor der Scheidung“, über „wir geben das Kind frei zur Adoption“ bis hin zu dem oben beschriebenen Glücksgefühl reichten, so haben wir als Eltern doch einiges in dieser Woche gelernt.

Die wichtigste Erkenntnis ist, wir lassen das Kind einfach mal in Ruhe arbeiten und halten uns raus! Helfen ja, „Rund-um-die-Uhr-Betreuung“ nein. Egal was die Corona-Krise noch alles mit sich bringen wird, in punkto „Selbstorganisation und Selbstdisziplin“ wird es für die Lerner eine steile Kurve nach oben geben.

Neben der Ernsthaftigkeit, die auch eine elektronische Schule mit sich bringt, sollten wir auch den Spaß und die Lockerheit nicht verlieren. Wenn halt mal eine Leitungsverbindung nicht performant zur Verfügung steht und ein Dokument nicht rechtzeitig zur Verfügung gestellt werden kann, geht die Schulbildung auch nicht den Bach runter.
Ein Ausgleich, z.B. Sport, gehört auch im Homeoffice einfach dazu. Man muss die gewonnene Zeit der Busfahrt nicht durch Mehrarbeit in den Hauptfächern kompensieren.
Natürlich verlangt auch so ein Homeoffice-Betrieb eine Disziplin und Erfahrung in der häuslichen Infrastruktur. Angefangen von „wer nutzt jetzt welchen PC?“ bis hin zur Dateiablage auf dem PC, wenn man in drei Wochen noch etwas finden möchte. Aber spätestens in drei Wochen läuft das alles schon viel besser.

Das war „aus dem Stand“ ab Montag ein absolut gelungener und professioneller Einstieg in die elektronische Form des Unterrichts! Wir hatten nie das Gefühl alleine zu sein, die Antwortzeiten waren super und die kleinen Hürden, die einfach nicht planbar sind, wurden perfekt gemeistert.

…”

Der Elternbrief endet mit einem großen Lob an die gesamte Lehrerschaft, die mit großem Engagement den nunmehr reinen elektronischen Unterricht am Leifheit-Campus aufrecht erhält.

Dank gilt auch den Lernern selber, die sich hervorragend an die neue Situation gewöhnt haben und der Elternschaft, die bestärkt durch einen umsichtigen Schulelternbeirat um Herrn Möchel in Besonnenheit und Hilfsbereitschaft unterstützt.

Der Vorstand des Schulträgers schließt sich diesem Dank vorbehaltlos an – Ihr macht einen tollen Job, weiter so!

 

Dr. Thomas Klimaschka

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